Startseite > KULTUR > Museum Innviertler Volkskundehaus

Sonderausstellung 2010 - Walther Gabler

Walther Gabler – Mentor der Innviertler Künstlergilde

Walther Gabler wurde am 30. Juni 1915 in Ried im Innkreis im Haus Dietmarstraße Nr. 5 geboren. Der Vater, Heinrich Gabler (*3. August 1884, † 21. April 1930), stammte aus einer Lehrerfamilie und war ab 1914 Zeichenprofessor am k.k. Staatsgymnasium in Ried, die Mutter Auguste, geb. Sigmund, kam aus einer Bäckermeisterfamilie. Beide waren im niederösterreichischen Horn beheimatet. Da Walther Gabler bereits als Kind durch sein außergewöhnliches Zeichentalent aufgefallen war, trat er nach der Reifeprüfung am Humanistischen Gymnasium in Ried (26. Juni 1934) in die Fußstapfen seines Vaters und begann 1934 seine künstlerische Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er besuchte dort die allgemeine Malerschule unter Professor Carl Fahringer und Direktor Carl Martin.

Daneben absolvierte er Vorlesungen aus allgemeiner Kunstgeschichte, deutscher Literaturgeschichte sowie Philosophie und Pädagogik sowie die Hilfsfächer Anatomie, Perspektive, Farbchemie und Farbenlehre und mit sehr gutem Erfolg den Kurs in ornamentaler Schrift. Am 1. Juli 1937 verlieh das Professorenkollegium der Akademie der bildenden Künste unter Rektor Clemens Holzmeister Walther Gabler den Akademischen Studienpreis. Zwei Jahre später legte er die Lehramtsprüfung für Zeichnen und Handarbeit für Knaben an Mittelschulen ab. 1939 begann er seine Lehrtätigkeit am Bundes-Gymnasium in Ried im Innkreis. Nur wenige Monate später wurde er zu Beginn des Jahres 1940 zur Wehrmacht einberufen. Die Jahre von 1941-1945 verbrachte er an der Ostfront. Die Beschäftigung mit Kunst gab ihm die Kraft diese furchtbare Zeit zu überstehen. Damals entstanden zahlreiche Porträtzeichnungen von russischen Bauern und Landschaftsstudien, einige stellte er bei der „Ausstellung von Werken eingerückter Kameraden“ des Künstlerbundes Oberdonau im April 1943 aus. Walther Gabler erhielt den Divisionspreis der 137. Infanterie-Division und wurde mit dem Gaukulturpreis für Oberdonau ausgezeichnet.

Ein Jahr vor Kriegsende heiratete er Ernestine Humer (* 22. September 1920) aus Schärding, am 11. Februar 1945 wurde der Sohn Heinz Ernst geboren und am 16. November 1949 kam der zweitgeborene Wolfgang Walther zur Welt. Nach der Rückkehr aus dem Krieg Ende Mai 1945 nahm er im Herbst seine Unterrichtstätigkeit am Rieder Gymnasium wieder auf. Er veranstaltete Ausstellungen von Schülerarbeiten und nützte auch sonst jede Gelegenheit seinen Schülern das Erlebnis der Kunst durch Exkursionen oder den Besuch von Kunstausstellungen zu vermitteln. Manche seiner Schüler folgten ihm als Kunsterzieher oder bildende Künstler nach. Auch andere Aufgaben wurden an ihn herangetragen: das Präsidium des Kreisgerichtes Ried ernannte ihn auf Vorschlag der Stadtgemeinde Ried zum Sachverständigen für das Schriftfach und der Landesverband Oberösterreich der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs betraute ihn mit der Vertretung seiner Interessen im Bezirk Ried. Ende des Jahres 1946 fand im Graphischen Kabinett der Innviertler Galerie, die zu dieser Zeit in der Stadtbücherei am Hauptplatz (Nr. 3) untergebracht war, von 17. November bis 1. Dezember 1946, die einzige bislang bekannte Einzelausstellung von Gablers Werken statt. 121 Arbeiten – neben Bleistiftzeichnungen und Aquarellen auch sieben Ölgemälde – waren damals ausgestellt, darunter die Porträtzeichnungen der Direktoren und Professoren des Rieder Gymnasiums (zum Teil nach Lichtbildern), ein Porträt des im Krieg gefallenen Rieder Dichters Bruno Ammering sowie Studien, Landschaften und Stillleben, Darstellungen aus Russland, vier Rieder Stadtansichten (Roßmarkt, Kellerbräu, Rainerstraße und Ried vom Schlossberg) und Schriftblätter, die auf Franz Stelzhamer, Adalbert Stifter und Walther von der Vogelweide Bezug nahmen. 1956 erbaute die Familie Gabler das Haus Frankenburger Straße Nr. 36 und bezog es zwei Jahre später.

Um ungestört arbeiten zu können mietete Walther Gabler ab 1962 ein Atelier im Haus Dr.-Franz-Berger-Straße Nr. 1. Für die Innviertler Künstlergilde begeisterte Hofrat Max Bauböck den jungen Künstler bereits 1935. Mit dem Wiedererstehen der Gilde nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Walther Gabler 1946 Vorsitzender dieser Künstlervereinigung und über Jahrzehnte deren organisatorischer Motor. Er arrangierte zahlreiche Ausstellungen der IKG bei denen er auch seine eigenen Werke zeigte. Unter dem Motto „Tradition ist unsere Stärke“ schwor er – seiner Kunstauffassung entsprechend – die Innviertler Künstlergilde auf eine traditionalistische Haltung ein. Natürlich rief dies die Ablehnung von Vertretern der modernen Kunstauffassung hervor. Dennoch verstand er es immer wieder die Einheit zu wahren und den vorausgesagten Gildentod zu verhindern. 1970 mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet, legte er 1984 den Gildenvorsitz zurück und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Außer bei der Innviertler Künstlergilde war Walther Gabler auch Mitglied des Oberösterreichischen Kunstvereins und der Berufsvereinigung bildender Künstler Österreichs/Landesverband Oberösterreich. Seiner gediegenen Ausbildung entsprechend umfasst Gablers umfangreiches Werk alle Techniken bis hin zu Experimenten die die Geheimnisse der mittelalterlichen Tafelmalerei auf Goldgrund betrafen. Mit Landschaften und Stillleben in Ölmalerei und Aquarell präsentierte er sich bei fast allen Gildenausstellungen.

Vor allem war er aber einer der gesuchtesten Porträtisten weitum. Für den Rieder Ratssaal schuf er beispielsweise drei lebensgroße Bürgermeisterporträts: Jenes von Adolf Matulik entstand im Jahr 1957, das von Rudolf Pospischek ein Jahr später und Dr. Franz Fruhstorfer porträtierte er 1980. Letzterer hält als amtierender Präsident (1972/3-1986) das Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde in seiner rechten Hand. Walther Gabler hat aber auch die herausragenden Persönlichkeiten der Innviertler Künstlergilde wie Prof. Max Bauböck, Karl Hosaeus, den Mundartdichter Hans Schatzdorfer und den Komponisten Karl Rausch auf Ölgemälden festgehalten – sie befinden sich heute in der Galerie des Museums Innviertler Volkskundehaus. Wie von den Direktoren des Gymnasiums so hat Gabler auch Porträtzeichnungen der Rieder Bezirkshauptleute angefertigt, die nun den Sitzungssaal der Bezirkshauptmannschaft zieren. Viele Bürger aus Ried, dem ganzen Innviertel und weit darüber hinaus sind mit Porträtaufträgen an Prof. Gabler herangetreten. Neben seinen schulischen Verpflichtungen war Gabler auch als Restaurator tätig und gestaltete Sgrafittis. Großen Wert legte er auf die grafische Gestaltung seiner persönlichen Weihnachts- und Neujahrswünsche, die er als Linolschnitte in kleinen Serien druckte und alljährlich an Freunde, Verwandte und Bekannte verschickte. 1953 erhielt Walther Gabler den Kunstpreis der Stadt Ried. 1970 ernannte ihn der Bundespräsident zum „Oberstudienrat“, fünf Jahre später trat er in den dauernden Ruhestand.

Für seine Verdienste wurde er mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich und 1984 mit dem Ehrenring der Stadt Ried ausgezeichnet. Durch einen Brand in seinem Atelier im Jahr 1991, bei dem neben eigenen Werken auch Teile seiner Kunstsammlung zu Schaden kamen, verlor er seinen Lebensmut. Am 7. April 1993 ist Walther Gabler an den Folgen eines schweren Unfalls in Ried verstorben. Werke von Walther Gabler befinden sich im Museum Innviertler Volkskundehaus in Ried im Innkreis, in den Oberösterreichischen Landesmuseen/Landesgalerie und im Stadtmuseum NORDICO in Linz.